Forms larger and bolder -Die Zeichnungen der Eva Hesse im Museum Wiesbaden18196/1/
Übersichtsschau im Museum Wiesbaden
Eva Hesse (1936–1970) zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeiten, vor allem ihre Skulpturen, entsprachen dem Lebensgefühl einer Generation, die zum Ende der 1960er-Jahre die etablierten gesellschaftlichen Normen zu durchbrechen versuchte. Mit „Eva Hesse – Zeichnungen“ (15. März– 23. Juni 2019) wirft das Museum Wiesbaden den Blick auf ein Medium, das den Schaffensprozess der wegweisenden Künstlerin beständig begleitete. Gut 70 Zeichnungen und Collagen ergänzt durch fünf Skulpturen und drei Gemälde geben einen intimen Einblick in Hesses Werk.
Eva Hesse verbindet in ihrer Kunst das Sinnliche und das Fragile mit einer kühnen Gewagtheit. Ihr Werk hob sich zunächst im Medium der Malerei, später der Skulptur durch Emotion und Körperhaftigkeit von Minimalismus und Konzeptkunst der 1960er-Jahre ab. Die in Hamburg geborene Künstlerin verband in ihrem Schaffen Gegensätzliches. In Ordnung und Wiederholung entdeckte Hesse das Chaos, fand neue Materialien, darunter Polyester, Glasfaser und Latex, und ließ sich auf immer neue Formen und Verfahren ein. Stets entstanden Entwurfsskizzen, Zeichnungen und Collagen mit einem ganz eigenen, persönlichen Charakter: „Wo hört die Zeichnung auf, wo fängt die Malerei an? Ich frage mich, ob meine Zeichnungen nicht eher Gemälde sind, nur kleiner und auf Papier. Die Zeichnungen könnte man mit Fug und Recht Malerei nennen, und auch einige meiner Skulpturen könnten den Namen Malerei tragen.“Eva Hesse floh mit ihrer Familie 1939 vor den Nationalsozialisten in die USA. Sie studierte an der Cooper Union School und an der Yale School of Art and Architecture. 1961 heiratete sie den Bildhauer Tom Doyle. Zusammen mit Doyle verbrachte sie 1964–1965 ein Jahr in Deutschland (Essen-Kettwig). Dort verarbeitete sie Fundstücke spielerisch zu ersten dreidimensionalen Arbeiten und gewann dabei einen künstlerischen Ausdruck, der ihr wenig später zum Durchbruch in der New Yorker Kunstszene verhelfen sollte. Nach der Rückkehr in die USA wandte sie sich ganz der Skulptur zu und experimentierte mit neuen Formen und Materialien. Ihr früher Tod beendete eine nur zehnjährige Schaffenszeit, in der es ihr gelang, ein umfangreiches Werk voll sinnlicher Ausstrahlung zu schaffen.
Die Ausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ stellt das gesamte Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin in den Fokus. Anhand der 72, teils kleinformatigen zeichnerischen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Stränge in Hesses Werk verfolgen und Rückschlüsse auf die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur ziehen. Die Ausstellung zeigt in einem chronologisch angelegten Rundgang frühe Studienskizzen neben malerischen Gouachen und Aquarellen, dazu expressive Tusch- und Farbstiftzeichnungen, Collagen wie auch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe für skulpturale Arbeiten. Eine Auswahl von Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung des Museums Wiesbaden ergänzen die Schau, der Großteil der Leihgaben speist sich aus den Beständen des Allen Memorial Art Museums, Oberlin College (Ohio).Die Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit dem Estate of Eva Hesse, Galerie Hauser & Wirth, sowie dem Allen Memorial Art Museum, Oberlin College.
Zudem erscheint die Publikation „Eva Hesse – Unheimlich lustig“, 2019, MuWi-Buch / MuWi Book (ISBN: 978-3-89258-122-2, Preis: 14,50 Euro
Die Ausstellung wird vom 15.3. bis 23.6.2019 im Museum Wiesbaden zu sehen sein.
Text: Dr. Wolf Gust | Bilder: Museum Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/hesse